Verfasser/in der Frage

13.03.2013 21:11:05

Sehr geehrter Herr Becker,

mit der Initiative „361 Grad – Neuerfindung der Familie“ http://www.atkearney361grad.de leistet A.T. Kearney basierend auf familienpolitisch relevanten Leitfragen einen Beitrag dazu, die aktuelle Diskussion in der Wirtschaft um „Familienzeit“ zu beleben. Das ist, soweit mir bekannt, einmalig für ein Beratungshaus.

Nun sind Unternehmensberatungen selbst nicht unbedingt für familienfreundliche Arbeitsbedingungen bekannt: Einsätze, die oft mehrere Tage, wenn nicht Monate dauern und bis spät in die Abendstunden gehen und oftmals ebenfalls eine hohe Reisetätigkeit mit sich bringen, um nur zwei Herausforderungen zu nennen.

Welche Schwierigkeiten sehen Sie, wenn es in Ihrem eigenen Unternehmen darum geht, familienfreundliche Arbeitsbedingungen zu schaffen? Und welche Lösungen bieten Sie Ihren Beraterinnen und Beratern an?

21.11.2013 12:12:49

Sehr geehrter Herr Becker,

vor einiger Zeit habe ich Ihnen eine Frage gestellt. Über eine Antwort würde ich mich sehr freuen.

Mit besten Grüßen,
Nicola Hengst-Gohlke

06.12.2013 15:09:54

In der Beratung ist die Vereinbarkeit von Beruf und Familie besonders schwierig, angesichts der besonderen Arbeitsbedingungen der Branche wie hohe zeitliche Belastung und umfangreiche Reisetätigkeit. Junge Talente legen heute bei der Familienplanung Wert darauf diese nicht der Karriere unterzuordnen. Diesen Mitarbeitern muss eine Beratung wie A.T. Kearney eine Perspektive geben. Insbesondere den Frauen, die in Führungsetagen unterrepräsentiert sind. Denn im Consulting kommt es mehr noch als in anderen Branchen auf die Mitarbeiter an, sie sind das Kapital. Für das Erreichen von Wachstums- und Qualitätsziele ist es entscheidend, dass es gelingt, hoch qualifizierte Männer und Frauen dauerhaft zu binden. Bei unserem Unternehmen ist es erklärtes Ziel, mehr Frauen in Führungsfunktionen zu bringen.

Mit der Initiative 361° setzt sich A. T. Kearney aktiv für eine Neubewertung des Themas Familie und für eine Entzerrung der Rushhour des Lebens – der Zeit zwischen dem 25. und 35. Lebensjahr, in der die Weichen für die weitere berufliche und private Entwicklung gestellt werden -, ein. Zeit ist die wichtigste Ressource des Lebens. Früher hieß es immer: ‚Wir dürfen keine Zeit verlieren‘. Heute sagen wir: ‚Nimm sie dir‘. Die Beratungsbranche muss es schaffen, jungen Leuten eine berufliche und gleichzeitig eine private Perspektive zu entwickeln, und zwar mit allem Drum und Dran.

A.T. Kearney hat hierzu das Programm „vacation plus“ entwickelt. Es bietet die Möglichkeit, über die vertraglich geregelte Urlaubszeit hinaus eine Auszeit zu nehmen – sei es, um die Kinder zu betreuen, sich weiterzubilden, eine Sprache zu lernen oder zu reisen. Von diesem Angebot an die Mitarbeiter profitiert auch das Unternehmen. Zum einen können auf diese Weise Auslastungsschwankungen ausgeglichen werden, denn nicht immer ist die Auftragslage gleich – besonders in unsicheren Zeiten wie jetzt. Zum anderen entwickeln sich die Mitarbeiter während ihrer Auszeit weiter und kehren, nachdem sie eine Zeitlang den Fokus auf private oder familiäre Interessen gelegt haben, hoch motiviert ins Beratungsgeschäft zurück. Im Schnitt befinden sich ca. 15 Prozent der Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen in einer solchen Auszeit.

Ein anderes Thema ist die Vereinbarkeit von Familie und Beruf im laufenden Tagesgeschäft. Dafür bietet A.T. Kearney den Eltern eine Online-Plattform, über die Tageseltern, Kinderfrauen, Babysitter, Leihomas, Au-Pairs oder eine Ferienbetreuung vermittelt werden können. Sollte sich im Online-Portal keine passende Lösung finden, sucht das Unternehmen in Zusammenarbeit mit einem Familienservice nach einer individuellen Lösung. Falls ein Kind krank wird oder wenn Meetings einmal unerwartet länger dauern als geplant, springt ein Notfallbetreuungsservice ein. Zudem kann dieser Dienst auch beansprucht werden, wenn die Kindertagesstätte bestreikt wird oder die gewohnte Betreuungseinrichtung geschlossen hat. Dieses Modell wird von Mitarbeitern sehr gut angenommen.

Es geht aber nicht nur darum interne Lösungen zu finden, sondern auch gesellschaftliche Veränderungen anzuregen. Gemeinsam arbeiten wir mit Industriepartnern an einem Modell, das Elternzeit als Weiterbildungsetappe definiert. Der Mitarbeiter nimmt während oder im Anschluss an die Elternzeit eine Weiterbildungsmaßnahme wahr. In der Automobilbranche beispielsweise könnte es sich um eine Zusatzqualifikation als Mechatroniker handeln. Dann macht die Karriere keine Pause, wenn die Kinder einmal da sind, und beide Seiten haben etwas davon. Wir müssen alte Denkmuster überwinden und tradierte Geschlechterrollen ablegen. Nur wenn wir bereit sind, bei der Gestaltung von Familien- und Erwerbsleben in ganz neuen Bahnen zu denken, können wir innovative Ideen entwickeln, die unsere Gesellschaft wirklich voranbringen.

15.01.2014 11:03:25

Sehr geehrter Herr Becker,

erst einmal ein gutes neues Jahr für Sie, Ihre Familien und Ihre Mitarbeiter/innen samt Familien.
Herzlichen Dank für die Beantwortung meiner ersten Frage.

Die Diskussionen rund um „Beruf/Karriere und Familie“ haben ja mittlerweile flächendeckend an Fahrt aufgenommen. In diesem Zusammenhang würde mich Ihre Meinung zu dem Artikel „Man muss wahnsinnig sein, heute ein Kind zu kriegen“ http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/debatten/beruf-und-familie-man-muss-wahnsinnig-sein-heute-ein-kind-zu-kriegen-12737513.html vom 6. Januar 2014 interessieren.

Was tun Sie in Ihrem Wirkungsumfeld, um etwaigen Bedenken Ihrer noch kinderlosen Nachwuchsberater, was die Entscheidung „für Kinder“ betrifft, zu begegnen? Und ist was dran an dem „Optimierungswahn im kapitalistischem System“?

Ich freue mich von Ihnen zu lesen.
Gruß. Nicola Hengst-Gohlke

16.01.2014 16:19:40

Sehr geehrte Frau Hengst-Gohlke,

auch Ihnen und Ihrer Familie alles Gute für das neue Jahr. Nachdem Sie beim letzten Mal so lange auf eine Antwort warten mussten, habe ich mich jetzt sehr beeilt :-)

Ich habe mich wieder sehr über Ihr Interesse gefreut und erläutere Ihnen gerne, was wir bei A.T. Kearney und der Familieninitiative 361° für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf tun.

Wie können wir jungen Kolleginnen und Kollegen die Angst davor nehmen und sie dabei unterstützen, Kinder und ihre Beraterkarriere unter einen Hut zu bringen? Damit sprechen Sie ein zentrales Thema an, das uns auch bei Kearney beschäftigt. Gerade die Beraterbranche sieht sich mit der Herausforderung konfrontiert, sehr gute MitarbeiterInnen insbesondere in der Lebensphase der Familiengründung zu verlieren. Viele Kolleginnen und Kollegen bei uns gehen bereits als Vorbild ermutigend voran (Machen Sie sich gerne selbst ein Bild auf unserer Website http://www.atkearney361grad.de/familya-t-kearney/). Doch auch wir sehen weiteren Handlungsbedarf.

In einem ersten Schritt haben wir deshalb Ende vergangenen Jahres eine hausinterne Befragung durchgeführt, um uns ein repräsentatives Bild davon zu machen, wie die Kolleginnen und Kollegen die Familienfreundlichkeit in der Firma wahrnehmen. Es hat sich gezeigt, dass bestehende familienfreundliche Angebote sehr gut angenommen werden, wir im Bereich Arbeitszeitflexibilität aber noch besser werden können. Auf Grundlage der Studienergebnisse haben wir deshalb in einem zweiten Schritt eine Reihe an Maßnahmen entwickelt, die den speziellen Bedürfnissen der Berater noch besser gerecht werden sollen. So werden wir beispielsweise unsere Teilzeitmodelle und Auszeitprogramme noch attraktiver gestalten, damit unsere KollegInnen mehr Zeit mit ihrer Familie verbringen können und gleichzeitig ihre beruflichen Pläne realisieren können.

Die Rush-Hour des Lebens, also die Lebensphase zwischen Ende 20 und 40, in der die wichtigsten Weichen für die berufliche und private Zukunft gestellt werden, ist eine dicht gedrängte Zeit. Der von Ihnen angeführte Artikel beschreibt sehr treffend den aktuellen Zeitgeist: das ständige Gefühl, effizient und effektiv mit Zeit umgehen zu müssen, um allen Anforderungen gerecht zu werden. Die Initiative 361° tritt dafür ein, diese Lebensphase stärker zu entzerren, um Frauen und Männern, Müttern und Vätern beides zu ermöglichen: ein erfülltes Berufs- und Privatleben.

Viele Grüße,
Thomas Becker

Adressat/in der Frage

Thomas A. Becker

Head of Marketing & Communications

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